Eine Universelle Sprache! Ist das überhaupt möglich?

Es wird geschätzt, dass es derzeit mehr als 7000 verschiedene Sprachen auf der Welt gibt. Es entstehen viele Probleme in der globalen Kommunikation, wegen der großen Zahl dieser Sprachen. Wie kann man sie lösen? Ist es möglich, eine universelle Sprache zu erfinden und einzuführen?

Viele von uns kennen wahrscheinlich die biblische Geschichte des Turmbaus zu Babel. Vor dem Abriss des Turmes soll die Menschheit nur eine Sprache gesprochen haben. Viele träumen also davon, eine alte Utopie wiederherzustellen, in der alle, unabhängig von ihrer Herkunft, leicht miteinander kommunizieren könnten.

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich Forscher eine Frage gestellt: Warum mehrere Sprachen lernen, wenn man eine einzige Sprache schaffen kann, die für alle gilt? Die Lösung scheint einfach, aber ist sie wirklich so?

Lernen wir also die Geschichten von der Entstehung und Entwicklung von 5 künstlichen Sprachen kennen.

Solresol

Obwohl die Versuche, eine universelle Sprache zu schaffen, bis in die Antike zurückreichen, gilt die erste internationale Plansprache als Solresol. Wie der Name schon sagt, ist sie eng mit der Musik verbunden. Solresol basiert auf einer Tonleiter – es gibt 7 Silben, und jede Silbe wird durch eine andere Tonsilbe dargestellt (do, re, mi, fa, sol, la, si). Aus diesen Silben können 75226 Wörter gebildet werden. Die Bedeutung von Wörtern ist mit der Reihenfolge des Auftretens von Silben verbunden, die Umkehrung der Reihenfolge wird verwendet, um Gegensätze auszudrücken, z.B. „fala“ – gut, „lafa“ – schlecht, „domisol“ – Gott, „solmido“ – Satan. „Solresol“ bedeutet einfach „Sprache”. Diese Sprache wurde 1817 von dem Franzosen Jean François Sudre erfunden. Obwohl die Idee recht interessant war, war sie nicht sehr populär. Solresol basierte auf keiner natürlichen Sprache, sodass es recht schwierig war, sie zu erlernen.

Volapük

Die erste mehr verbreitete internationale Plansprache ist Volapük. Sie wurde 1879 von Pfarrer Johann Martin Schleyer erfunden. Ein Jahr später veröffentlichte er die Grammatik der Sprache, in der er sein Sprachensystem die Weltsprache nannte. Volapük basiert auf Latein, Deutsch, Französisch und Englisch. Die künstliche Sprache war zunächst populär. Man produzierte Bücher und Zeitschriften in dieser Sprache. Bald wurden jedoch viele Mängel des Sprachsystems bemerkt. Ihm wurde vor allem eine zu komplizierte Grammatik vorgeworfen. Auch der Autor selbst erwies sich als ein Problem. Schleyer verteidigte sein ursprüngliches Projekt vehement und ließ keine Änderungen an ihm zu. Wie wir alle wissen, ist eine Sprache ein “Lebewesen”, und ohne Modifikationen hat sie keine Überlebenschancen. So erging es Volapük, das heute ein Relikt ist, das nur noch von etwa 30 Menschen genutzt wird.

Esperanto

Definitiv die gebräuchlichste Plansprache. Einigen Statistiken zufolge wird sie weltweit von bis zu 2 Millionen Menschen gesprochen, und für etwa tausend Menschen ist sie die Muttersprache. Sie wurde 1887 vom Augenarzt Ludwik Zamenhof erfunden, dessen Pseudonym Doktoro Esperanto („Doktor Hoffender“) war und darum heißt die Sprache Esperanto. Die Lexik von Esperanto ist eine Mischung westeuropäischer Sprachen, hauptsächlich der romanischen. Sie ist auch von slawischen Sprachen beeinflusst. Esperanto hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger Volapük eine unkomplizierte Grammatik und vermeidet jegliche Unregelmäßigkeiten. Dies hat zur raschen Verbreitung des Systems beigetragen. Es gibt weltweit viele Verbände von Esperanto-Sprechern. Konferenzen werden nur in dieser Sprache gehalten. Es werden auch Zeitschriften und Bücher veröffentlicht und Radiosendungen emittiert. Die Sprache ist auch im Internet präsent, es gibt Websites, Blogs, Foren und Diskussionsgruppen, die Esperanto verwenden. An einigen Universitäten können Sie ein Zertifikat für Esperanto-Kenntnisse erhalten. Trotz seiner Popularität kann Esperanto nicht als eine Weltsprache bezeichnet werden.

Basic English

Wie der Name schon sagt, ist es eine vereinfachte englische Sprache. Sie wurde 1930 von dem Philosophen und Sprachwissenschaftler Charles Kay Ogden geschaffen. Er hielt Verben in der Kommunikation für unnötig. Daher enthält seine Sprache nur 850 Wörter, darunter nur 18 Verben. Im Vergleich dazu hat das zeitgenössische Englisch nach Ansicht einiger Forscher etwa 2.000.000 Wörter. Der Unterschied im Grad der Komplexität ist daher auf den ersten Blick offensichtlich. Diese Sprache wird von Unternehmen verwendet, denen eine einfache internationale Kommunikation wichtig ist. In einigen Sprachschulen wird grundlegendes Englisch unterrichtet. Basic English ist gedacht für Menschen, die die Sprache schnell und kommunikativ lernen wollen. Besonders beliebt ist sie in asiatischen Ländern. Es scheint, dass die Einfachheit die gleichen Vorteile bringt. Dies ist jedoch täuschend. Es stellt sich heraus, dass das Fehlen einiger Grundbegriffe im Basic English den Benutzer dazu zwingt, lange Beschreibungen zu machen, was in einem englischen Wort ausgedrückt werden könnte.

Loglan

Ein interessantes Beispiel für eine künstliche Sprache ist Loglan. Es kann als eine Art wissenschaftliches Experiment betrachtet werden. In den 1920er Jahren waren Studien der amerikanischen Anthropologen Edward Sapir und Benjamin Lee Whorf populär. Sie stellten die Hypothese auf, dass die verwendete Sprache die Wahrnehmung der Realität beeinflusst. Es gab jedoch keine eindeutigen Beweise für diese Abhängigkeit. 1950 beschloss James Cooke Brown, die Richtigkeit der Hypothese zu prüfen, und zu diesem Zweck schuf er eine künstliche Sprache, Loglan. Loglan ist frei von Unregelmäßigkeiten. Es gibt auch keinen deutlichen Unterschied zwischen Verben und Substantiven. Es ist eine völlig logische Sprache.

Die oben genannten Sprachen sind nur einige Beispiele. Es entstehen viele und wahrscheinlich werden noch weitere hinzukommen. Niemandem ist es jedoch gelungen, eine solche Popularität zu erreichen, dass sie zu einer universellen Sprache wurde. Die Träume der Menschheit von einer Rückkehr zur gemeinsamen sprachlichen Einheit haben sich noch nicht erfüllt. Es bleibt also nichts anderes übrig, als traditionelle, natürliche Sprachen zu lernen.